Soft-Skills in der Ausbildung
Das Problem, Fachkräfte zu finden und auch zu halten, beschäftigt die Branche schon lange – so, wie alle Branchen. Ganz am Anfang steht das schwierige Unterfangen, Auszubildende zu gewinnen und für das Unternehmen zu begeistern. Dazu gibt es viele gute Ideen und Ansätze. Man stößt auch immer wieder auf neue Konzepte, wenn man den Blick etwas weitet und sich außerhalb des eigenen Dunstkreises umschaut. So bin ich unlängst auf die sogenannte „Power-Azubi-Schmiede“ gestoßen – ein Konzept, das die Richard Köstner AG aus Neustadt/Aisch an all ihren Standorten umsetzt. Das Unternehmen beliefert vor allem gewerbliche Kunden aus Handwerk und Industrie mit Stahl, Bauelementen, Sanitärbedarf, Haustechnik, Werkzeugen und Befestigungstechnik und beschäftigt derzeit mehr als 550 Mitarbeiter.
Im Rahmen der „Power-Azubi-Schmiede“ erlernen die Jugendlichen gleich zu Beginn der Ausbildung wichtige Soft Skills wie Teamfähigkeit, Kommunikation und Konfliktmanagement – und gewinnen damit Selbstvertrauen sowie Sozialkompetenz. Dazu werden die Auszubildenden aus allen Standorten zusammengezogen und drei Tage lang von einem Coach begleitet.
Ferner hat jede Abteilung, die Azubis ausbildet, einen Ausbildungsbeauftragten bzw. -paten, der extra dafür geschult wurde. Dieser steht den Azubis für betriebliche und schulische Fragen sowie bei Sorgen und Nöten zur Seite. Das Know-how dazu (Wie gebe ich Feedback, wie führe ich Azubis, wie führe ich Mitarbeiter, wie führe ich Kritikgespräche?) erwerben die „Paten“ ebenfalls in entsprechenden Workshops.
Die so gelebte Unternehmenskultur und persönliche Wertschätzung kommen gut an und ergeben eine Win-Win-Situation: Die Azubis lernen, was Teamgeist und Kommunikation bedeuten, was ihnen natürlich nicht nur im beruflichen Alltag zugutekommt. Köstner wiederum erhält Azubis, die sich schnell in vorhandene Teams integrieren und so bereits nach kurzer Zeit eigenverantwortlich mitarbeiten können. Ferner etablierte sich das Unternehmen in den letzten Jahren als attraktiver Arbeitgeber und Ausbilder an den jeweiligen Standorten und erreicht gleichzeitig eine hohe Identifikation der Auszubildenden mit ihrem Arbeitgeber – auch lange über die Ausbildung hinaus.
Mitte letzten Jahres berichtet Sachsen Fernsehen über das Köstner Stahlzentrum in Plauen. Der Bericht (Video: www.t1p.de/KKA2-25Plauen) geht sehr ausführlich auf die Unternehmensphilosophie und das Ausbildungskonzept ein. Nun hat die Richard Köstner AG freilich eine Größe, die es erlaubt, solch ein Projekt alleine zu stemmen – für einen kleinen Betrieb ist das sicher nicht zu leisten. Im Zusammenschluss mit zwei oder drei Kollegen ist der Ansatz jedoch umsetzbar und bestimmt einen Gedanken wert.
Ihr KKA-Chefredakteur
Matthias Schmitt