Der Kälteanlagen­bauer im Jahr 2050

Ein nicht ganz ernst gemeintes Gedankenspiel mit ernstem Hintergrund*

Donnerstagnacht im Jahre 2050 in Deutschland. Ein Kälteanlagenbauer, nennen wir ihn Jupp Schmitz – ja ein Rheinländer – schläft noch. Nachfolgend begleiten wir ihn „virtuell“ durch einen Arbeitstag in nicht allzu ferner Zukunft. Ob dieses Gedankenspiel bald Realität wird, bleibt abzuwarten. Ob und inwieweit diese Realität erstrebenswert ist, muss ein jeder für sich selbst entscheiden. Interessant ist es allemal – und freilich mit einem gewissen Augenzwinkern zu verstehen.

Die bei mittlerweile allen Unternehmen eingesetzte Künstliche Intelligenz (KI) wertet zur gleichen Zeit alle vorliegenden Monitoring-Daten der zu betreuenden Kälteanlagen aus und vergleicht diese mit weiteren vorliegenden Referenz- und Erfahrungsdatensätzen des Herstellers oder eigenen Daten der letzten Jahre. Bei der Auswertung stellt die KI fest, dass ein Bauteil in naher Zukunft auszufallen droht bzw. einen Defekt erleiden wird.

Anhand der vorliegenden Referenz- und Erfahrungsdaten kann die KI den vermutlichen Ausfallzeitpunkt genau bestimmen und prüft anhand weiterer Kundendaten (wann wird die Anlage mit welcher Last benötigt?), wann der beste Zeitpunkt für einen Austausch des Bauteils ist, damit anfallende Ausfallzeiten so gering wie möglich gehalten werden. Parallel dazu ermittelt die KI bei diversen Lieferantenportalen, wo das Bauteil zu welchen Konditionen und mit welchen Lieferzeiten zur Verfügung steht. Stehen der notwendige Austauschzeitpunkt und mögliche Lieferzeitpunkt fest und liegt auch ein entsprechender Werkvertrag zugrunde, bestellt die KI automatisch das Bauteil beim Lieferanten zum Leistungsort und -zeitpunkt. Zeitgleich prüft die KI anhand vorliegender Termindaten und Prioritäten, welcher Monteur den Austausch vornehmen kann. Hierbei stellt sich heraus, dass die Termine von Jupp Schmitz am einfachsten umgeplant werden können. Dementsprechend plant und priorisiert die KI alle Termine von Jupp Schmitz um, sodass dieser zu der geplanten Lieferzeit das Bauteil beim Kunden in Empfang nehmen kann. Ebenfalls zeitgleich wird der Anlagenbetreiber von der geplante Maßnahme inklusive des Zeitpunktes informiert.

Einige Stunden später wird Jupp Schmitz von seiner eigenen KI geweckt, macht sich fertig, steigt in den Firmenwagen und wird von der KI von Auftrag zu Auftrag geschickt, bis er einige Minuten vor dem geplanten Lieferzeitpunkt bei der oben genannten Kälteanlage eintrifft. Vor Ort verschafft sich Jupp Schmitz mit Hilfe seiner Virtual-Reality-Brille (VR-Brille) einen Überblick über die Kälteanlage und das auszutauschende Bauteil. Einige Minuten später erfolgt mittels Drohne die Lieferung der benötigen Komponente. Nachdem Jupp Schmitz die Ware in Empfang genommen und ausgepackt hat und sowohl alle Austauschkomponenten als auch Werkzeuge von seinem Transportroboter in den Technikkeller des Kunden gebracht wurden, beginnt er mit Hilfe der VR-Brille mit dem Wechsel des Bauteils. Neben dem Exoskelett, welches Jupp aufgrund der Schwere des Kältemittelverdichters benötigt, helfen ihm die in der VR-Brille einzusehende Explosionszeichnung und Ausbauanleitung sowie ein zugeschalteter Herstellermitarbeiter bei dem Austausch.

Nach dem erfolgreichen Wechsel des Bauteils und der stattgefundenen notwendigen Dichtheitsprüfung sowie Dokumentation werden alle zukünftigen Prüfungen und Wartungen dieser Anlage automatisch neu geplant – und der Kunde wird selbstverständlich ebenfalls darüber in Kenntnis gesetzt.

Zum Schluss prüft Jupp Schmitz die automatisch erstellte Dokumentation sowie das Prüfprotokoll und zeichnet beides ab. Nachdem die Unterschrift vorliegt, erstellt die KI mit Hilfe der vorliegenden Bauteilrechnung des Lieferanten (inkl. Lieferung) sowie automatisch erfasster Arbeits- und Wegezeit mittels GPS-Uhr die Rechnung für den Kunden und versendet diese an den Anlagenbetreiber.

Nach jedem Auftrag erfasst ein automatisch durchgeführter Scanvorgang im Fahrzeug alle beim Einsatz verbrauchten Materialien und überträgt die Informationen an die Lagerverwaltung des Betriebs, wo – ebenfalls automatisch – gegebenenfalls erforderliche Nachbestellungen beim Großhandel ausgelöst werden.

Nun steigt Jupp Schmitz wieder in sein Servicefahrzeug und lasst sich autonom zum nächsten Kundendienst fahren. Während der Fahrt entspannt Jupp Schmitz und genießt die Pause oder bereitet sich mit Hilfe der VR-Brille auf den nächsten Kundendienst vor.

Auf dem Nachhauseweg ruft Jupp noch einmal die Aufzeichnung der Festan­sprache von VDKF-Geschäftsführer a.D. Norbert Hengstermann ab, die dieser auf der vergangenen VDKF-Mitgliederversammlung im Kölner Stadtteil Düsseldorf gehalten hat. ­Immer noch ganz rüstig und mit dem Schalk im Nacken für seine 93 Jahre, denkt sich Jupp.

Hinweis: Der vorliegende Text ist reine Fiktion und stellt nur ein Gedankenspiel dar. Inwiefern dies tatsächlich so sein wird oder so sein könnte, ist fraglich. Oder ist dies vielleicht schon bald real und gelebte Praxis?

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