Eiserzeugungsanlage Meschede
Ein aktuelles Projekt des HKK zur Erhaltung einer historischen Anlage
In Meschede im Sauerland befindet sich eine noch weitgehend intakte Blockeiserzeugungsanlage. Sie entstand Anfang der 1910-Jahre und war bis in die 1990-ziger Jahre in Betrieb. Herzstück ist ein NH3-Verdichter mit Flachriemenantrieb, Hersteller vermutlich Borsig Berlin. Die überschläglich ermittelten Leistungsdaten mit dem Kältemittel Ammoniak sind bei t0 = -10 °C; tc = +30 °C, Δt0h = 5 K; Δtcu = 5 K mit pw = 28 KW ergeben eine Kälteleistung von q0 = 134 kW und eine Verflüssigerleistung von qc = 161 kW.
Die eigentliche Eiserzeugungsanlage besteht aus einem Wasserbecken, das aus Brunnenwasser gespeist wurde und das derzeit mit Holzbohlen aus Sicherheitsgründen abgedeckt ist, der Fülleinrichtung mit einem Laufkran sowie einer Wasserknecht Kolbenpumpe. Die Zellen wurden mit Klarwasser befüllt und tauchten zum Gefrieren des Wassers zu Eisblöcken in das Solebecken mit -10 °C. Im Auftaubecken wurden sie mittels ablaufenden Kühlwassers gelöst, entnommen und im Kühlraum zur Weiterverwendung gelagert.
Carl von Linde entwickelte die im Bild („Prinzipschema einer historischen Blockeiserzeugungsanlage“) dargestellte Methode zur Blockeiserzeugung. Es sind aber auch ähnliche Prinzipien bekannt wie z. B. der Apparat zur künstlichen Eisbereitung von Carré 1860 in Paris oder der Pictetsche Apparat zur Herstellung von künstlichem Eis ebenfalls aus Paris 1877. Im Archiv des HKK wird z. B. auch ein Stangeneisgenerator der Firma L. A. Riedinger Maschinenfabrik von 1922 beschrieben, der in der Schlossbrauerei in Bayern zum Einsatz kam. Der industrielle und gesellschaftliche Fortschritt im 19. und 20. Jahrhundert förderte in hohem Maß die kältetechnische Entwicklung und erlaubte z. B. die Kühlung von Lebensmitteln, führte zu Technologiefortschritten in den Brauereien, Schlachthöfen Metzgereien und erweiterte Einsatzmöglichkeiten in der Chemie und Pharmazie.
Am 5.2.2025 fanden sich in Meschede verschiedene Persönlichkeiten wie der Oberbürgermeister von Meschede, Experten vom Denkmalamt, die hochbetagte Besitzerin, der Obermeister der Innung für Kälte- und Klimatechnik für den Regierungsbezirk Arnsberg, der Vertreter des Vereins historische Kälte-Klimatechnik und weitere zusammen. Man war sich einig, dieses kostbare technische Denkmal erhalten zu wollen. Dazu sind rechtliche Voraussetzungen noch zu klären und vor allem einen finanziellen und materiellen Rahmen zu schaffen. Ohne die Hilfe von Sponsoren und technischen Enthusiasten wird die Umsetzung nicht möglich sein. Trotzdem darf an dieser Stelle allen Akteuren jetzt schon herzlich gedankt werden. Der HKK wird das Projekt weiter begleiten und zu gegebener Zeit erneut darüber berichten.
Historie der Liegenschaft
Die jüdische Familie Jacob Ransenberg (1850-1905) mit Sohn Albert Ransenberg (1879-1940) gründete 1887 eine Metzgerei mit Räucherei, die 1905 abbrannte. 1910 wurden neue Geschäftsräume eröffnet. Um das Geschäft gruppierten sich Schlachterei, Räucherei und eine Eisproduktion. 1938 kam für ihre jüdischen Besitzer das Ende. Der Familie Ransenberg mit Kindern gelang es trotz Internierung des Vaters von Albert und seines Todes in St. Cyprien, Frankreich, nach Belgien, Südafrika und Argentinien auszuwandern. Das Geschäft der Familie Ransenberg wurde dann von der Familie Rehl übernommen und weitergeführt. Der Sohn Wilhelm Rehl starb 2023 über 80-jährig.