Erste Erfahrung mit Propan
Bundesleistungswettbewerb in Duisburg
Für elf junge Kälteanlagenbauer war es sicher das Highlight ihrer bisherigen beruflichen Karriere: die Teilnahme am Bundesleistungswettbewerb. Am 14. November 2019 wurde der diesjährige Bundessieger in Moers gekürt, nachdem die Teilnehmer zuvor am IKKE (Informationszentrum für Kälte-, Klima- und Energietechnik) in Duisburg eine besondere Herausforderung zu meistern hatten: den Bau einer Propananlage.
Die Anforderungen an die Teilnehmer des Bundesleistungswettbewerbs waren hoch in diesem Jahr. Als Kältemittel sollte nämlich Propan verwendet werden. Obwohl der Umgang mit einem brennbaren Kältemittel für die meisten Teilnehmer ein Novum darstellte, gingen sie ohne große Scheu – aber natürlich mit der erforderlichen Sorgfalt – ans Werk. Und sie stellten alle unter Beweis, dass sie als Landessieger zu Recht beim Bundesleistungswettbewerb dabei waren, denn am Ende der drei arbeitsreichen Tage am IKKE konnten alle eine funktionierende Kälteanlage vorweisen. Der BIV bzw. die Ersteller der Prüfungsaufgabe setzten mit der Wahl des Kältemittels ein öffentlichkeitswirksames Zeichen für die wachsende Bedeutung von natürlichen Kältemitteln.
Die konkrete Aufgabe bestand darin, einen Kältemittelkreislauf mit Propan zu erstellen, mit dem sowohl eine TK-Box als auch ein NK-Verdampfer betrieben werden kann.
Dabei gab es einige Besonderheiten zu beachten:
Vormontierte Teile mussten ihren Platz behalten. Wie und wo weitere Komponenten, die Kupferrohre und die elektrischen Leitungen zu montieren waren, war das Problem der Gesellen.
Um den Kreislauf so hermetisch wie eben möglich zu erstellen, mussten alle Verbindungen gelötet werden. An welcher Stelle welches Lot das richtige ist, musste selbst entschieden werden.
Zur Leistungssteigerung im TK-Bereich sollte das flüssige Kältemittel in einem internen Wärmeüberträger unterkühlt werden.
Im NK-Bereich sollte die Verdampfungstemperatur mittels Verdampfungsdruckregler auf te = -5 °C begrenzt werden.
Damit der Druck auf der Saugseite des Verdichters nicht zu weit absinkt, musste Heißgas zugeführt und somit der Druck künstlich hochgehalten werden. Der einzustellende Druck entspricht einer Verdampfungstemperatur von te = -20 °C.
Da das Kältemittelvolumen bei Propananlagen auf ein Minimum reduziert werden sollte, konnte nicht mit einem „normalen“ Sammler gearbeitet werden. Hier musste selbst ein kleiner Sammler angefertigt werden.
Der vorgefertigte Schaltschrank musste entsprechend dem vorgelegten Schaltplan verdrahtet, dessen Funktion überprüft werden. Die elektrischen, elektronischen wie pneumatischen Regler waren entsprechend den Vorgaben einzustellen.
Nach Abschluss der Arbeiten war es keine leichte Aufgabe für die Prüfer, die elf Anlagen zu bewerten und die Punkte zu vergeben. Lediglich die Siegeranlage stand schnell eindeutig fest, da diese mit 974 von 1000 möglichen Punkten eine der besten Bewertungen aller Zeiten erhielt. Den Prüfern wurde im Rahmen der Siegerehrung in Moers ein Dank ausgesprochen, da sie ehrenamtlich mehrere Tage ihrer knappen Zeit als Kälteanlagenbauer für die Förderung des beruflichen Nachwuchses investiert hatten.
Sieger des Bundesleistungswettbewerbs wurde Philipp Wörner (Ausbildungsbetrieb Stoppel Klima- und Kältetechnik, Baden-Württemberg). Platz 2 belegte Dennis Mohrmann (Polarlicht GmbH, Niedersachsen), Platz 3 ging an Till Niklas Allaut (Arctos Industriekälte AG, Schleswig-Holstein). Die weiteren Teilnehmer waren Niclas Krahl (ait-deutschland GmbH, Bayern), Bernd Roland Altmann (Gustav Blenk GmbH, Berlin), Marvin Brion (ST Gebäudetechnik GmbH, Brandenburg), Bennet Buil Semmelhack (Stulz GmbH, Hamburg), Robert Baumann (Boland Kälte & Technik, NRW), Alexander Knieps (Berndt Regeltechnik GmbH & Co. KG, Rheinland-Pfalz), Tobias Tiltmann (KKE GmbH, Sachsen) und Kamil Jankowski (KTE Kälte-Technik GmbH, Sachsen-Anhalt). Von den drei Bestplatzierten wird einer die Chance haben, das deutsche Kälteanlagenbauerhandwerk bei der nächsten Europameisterschaft der Berufe in Graz 2020 zu vertreten.
Kooperation mit Südafrika
Im Rahmen der Siegerehrung unterzeichnete Bundesinnungsmeister Heribert Baumeister eine Kooperationsvereinbarung mit dem OTTC (Open Trade Training Centre) in Südafrika, das durch Isolde Döbelin (Direktorin) vertreten wurde. Das OTTC soll auf einer Fläche von 7 ha zur „Skills City“ erweitert werden. In der Skills City soll die Ausbildung im Bereich der Sanitär-, Heizungs-, Elektro-, Kälte- und Klimatechnik in Südafrika auf hohem Niveau vorangetrieben werden.