Geld aus dem (Auto-) Fenster

Das Kältemittel R134a soll aus Auto-Klimaanlagen verschwinden und durch umweltfreundlichere Kältemittel ersetzt werden – das ist erklärtes Ziel der Umweltpolitiker in Deutschland und der EU. Lange Zeit sah es so aus, als ob CO2 das Rennen machen würde, doch die Autoindustrie entschied sich dann doch für das fluorhaltige Kältemittel HFO-1234yf, welches nach Herstellerangaben als nahezu 1:1-Ersatz eine problemlosere Umstellung ermöglicht. Das Kältemittel wurde gemeinsam von Honeywell und DuPont entwickelt (Honeywell hat sich mittlerweile die „Anwendung in Autoklimaanlagen“ als Patent schützen lassen.) und erfüllt mit einem GWP von 4 (R134a: 1430) die Vorgabe deutlich, dass Kältemittel in Autoklimaanlagen nur noch einen GWP von max. 150 aufweisen dürfen. Dies bringt jedoch trotzdem einige Umweltpolitiker auf die Palme, die es wohl als persönliche Niederlage betrachten, dass statt eines „natürlichen“ Kältemittels nun ein fluorhaltiges Kältemittel zum Einsatz kommen soll, obwohl nach Angaben von Honeywell die Verweildauer von HFO-1234yf in der Atmosphäre nur 11 Tage beträgt (R134a: 13 Jahre, CO2: mehr als 500 Jahre) Aber ein „chemisches“ Kältemittel scheint halt per se schlecht zu sein. Derzeit wird auch in öffentlichen Medien mit der großen Gesundheits- und Brandgefahr von HFO-1234yf Stimmung gemacht (woher die Redaktionen wohl die Infos haben?), wobei Hersteller und Automobilindustrie gleichermaßen beteuern, es bestehe keine Gefahr. HFO-1234yf sei zwar schwach entflammbar, aber weitaus schwerer entflammbar als viele andere Materialien in Fahrzeugen. Zudem erhöhe bei einem Fahrzeugbrand das neue Kältemittel die Menge an toxischen Gasen nur in bescheidenem Maße. Wer bei einem Fahrzeugbrand im Auto sitzen bleibt, hat sicher auch andere Probleme.

Schwamm drüber könnte man jetzt sagen. Aber wenn man liest, dass die EU 400 000 € zur Verfügung stellt, um eine insgesamt 800 000 € umfassende Kampagne für natürliche Kältemittel im Auto mitzufinanzieren, schwillt einem doch der Kamm. Eine von der Deutschen Umwelthilfe e. V. (DUH) aus Radolfzell geplante Infokampagne „Pro Klima: Effiziente Autoklimaanlagen mit natürlichen Kältemitteln“ soll die Bevölkerung für die Umweltauswirkungen von Fahrzeugklimaanlagen sensibilisieren. Die Umweltministerin in Stuttgart, Tanja Gönner, begrüßt dies in einer Presserklärung sogar ausdrücklich: „Das übt auch einen gewissen Druck auf die Hersteller aus, bei der Forschung und Entwicklung noch stärkeres Augenmerk auf die Umweltaspekte zu legen.“ Na prima, da werden 400 000 € öffentlicher EU-Gelder verpulvert, um von Baden-Württemberg aus die weltweit agierende Automobilindustrie, die sich längst auf HFO-1234yf geeinigt hat, unter Druck zu setzen. Man kann zwar in Baden-Württemberg bekanntlich alles (außer Hochdeutsch), aber hier leiden doch einige Leute an Selbstüberschätzung.

Ihr Christoph Brauneis

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