Prozesssicher temperieren mit natürlichen Kältemitteln
F-Gas-Verordnung zwingt Anlagenbetreiber zum Umdenken
Seit 2015 gilt die aktuelle EU-Verordnung über fluorierte Treibhausgase. Bei Betreibern und Herstellern von Kälteanlagen sind die Konsequenzen dieser Gesetzeslage inzwischen deutlich spürbar. Nicht nur ist die Verfügbarkeit von traditionellen Kältemitteln deutlich gesunken, auch der Bedarf an zukunftssicheren Anlagen, die mit natürlichen Kältemitteln arbeiten, ist deutlich gestiegen. Auch ein Biopharma-Unternehmen aus Deutschland setzte für seine Prozesskühlanlage für Temperaturen bis -60 °C auf eine zweistufige Kältekaskade mit natürlichen Kältemitteln.
Der weltweit tätige Konzern, eines der größten, forschenden Pharmaunternehmen in Deutschland, hat die Prozesskühlanlage bei der Firma Lauda Heiz- und Kühlsysteme in Auftrag gegeben. Eingesetzt wird das System für sogenannte „Freeze & Thaw“-Prozesse, bei dem Wirkstoffe in großen Tanks mit bis zu 200 l Volumen tiefgefroren und zur weiteren Verarbeitung versendet werden. Die Prozesskühlanlage muss in der Lage sein, hochgenau auf -60 °C herunterzukühlen.
In enger Absprache mit dem Kunden wurden während des Pre-Engineering-Prozesses sämtliche Spezifikationen der Prozesskühlanlage festgelegt und die einzelnen Komponenten konzeptioniert. Dabei mussten ebenfalls die Werksspezifikationen des Kunden berücksichtigt werden, etwa der Einsatz von Instrumentierung bestimmter Hersteller. Ausgelegt ist die Prozesskühlanlage für zwei Tanks, wobei jeder Tank eine Kälteleistung von 2,2 kW abführt. Die Anlage verfügt außerdem über eine Volumenstromregelung, um den gesamten Prozess für den Kunden reproduzierbar zu machen und standortübergreifend zu sichern. Um auf die benötigte Arbeitstemperatur von -60 °C zu kommen, setzen die Lauda-Ingenieure auf ein zweistufiges Kaskadensystem. Zwei untereinander verbundene und aufeinander abgestimmte Verdichteranlagen sorgen für die benötigte Temperatur, indem der Verdampfer des ersten Kreislaufs den Kondensator des zweiten Kreislaufs kühlt. Durch diese Verknüpfung von mehreren Kühlkreisläufen können Tieftemperaturen von bis zu -90 °C gefahren werden.
Brennbare Kältemittel fordern spezielle Sensorik
Um einen zukunftssicheren Betrieb zu garantieren, wird die Anlage für das Pharmaunternehmen mit natürlichen Kältemitteln betrieben. Für diesen Zweck setzt Lauda brennbare Kältemittel wie Ethan und Propen ein. Die Nutzung dieser Gase stellt wiederum besondere Anforderungen an die Anlage. Ab einer Füllmenge von 150 g brennbarem Gas ist der Einsatz einer speziellen Gas-Sensorik vorgeschrieben, welche die Dichtheit der Kältekreise überwacht und die Prozesskühlanlage im Gefahrenfall abschaltet. Darüber hinaus ist die gesamte Kälteanlage mit einem belüfteten Gehäuse ausgestattet, um den Luftaustausch so gering wie möglich zu halten. Ein Ventilator sorgt bei Leckage für ausreichend Unterdruck und sichere Entlüftung ins Freie. Es wurden nur für das jeweilige Kältemittel zugelassene Komponenten und Sicherheitstechnik eingesetzt, streng nach DIN EN 378. Jeder Schritt des Projektes wurde eng mit den Auftraggebern abgestimmt. In der Handhabung entstehen dem Kunden durch den Einsatz von natürlichen Kältemitteln keine Nachteile. Kohlenwasserstoff-Kältemittel sind preisgünstig und zudem aus energetischer Sicht oft effizienter als konventionelle F-Gase oder synthetisch hergestellte Ersatzstoffe. Für die Ingenieure und Konstrukteure von Lauda sind Prozesskühlanlagen dieser Art ein wichtiger Schritt in die Zukunft. Denn der Bedarf an industriellen Lösungen mit natürlichen Kältemitteln wird mit zunehmender Knappheit von traditionellen Kältemitteln weiter steigen.