R1234yf erneut in der Kritik
Die Verwendung des Kältemittels R1234yf in Autoklimaanlagen hat bereits mehrfach für Schlagzeilen gesorgt. Lange Zeit galt das Kältemittel als eine technisch einfach umsetzbare Alternative zum zuvor verwendeten und mittlerweile in neuen Serien verbotenen R134a. R1234yf hat zwar einen deutlich niedrigeren Treibhauseffekt als R134a, aber ein Risiko bei der Verwendung, bzw. besser gesagt, wenn es bei einem Unfall entweicht, gibt es dann leider doch – allerdings für die Nutzer des Fahrzeugs und nicht für die Umwelt. In den Schlagzeilen ging es vor allem um die Möglichkeit, dass sich R1234yf bei einem Unfall unter bestimmten – wenn auch unwahrscheinlichen – Umständen im heißen Motorraum entzünden kann und dabei ätzende Flusssäuredämpfe entstehen – ein potentielles Risiko für Insassen und Löschkräfte. Diese Risiken hatte Daimler lange davon abgehalten, R1234yf zu verwenden. Stattdessen wurde weiter R134a eingesetzt und es sollte eine Autoklimaanlage mit CO2 entwickelt werden. Die weitere Nutzung von R134a sorgte dann aber für heftigen Gegenwind seitens der Behörden, die den Umweltschutz gefährdet sahen – in Frankreich wurde sogar kurzzeitig ein Verkaufsverbot ausgesprochen. Eine technische Veränderung im Klimasystem, die die Gefährdung bei einem Brand reduzieren soll, ließ Daimler dann aber doch umschwenken. R1234yf ist nun „das“ Kältemittel in den meisten neue Autoklimaanlagen und die Lieferanten Honeywell und Chemours haben große Produktionskapazitäten aufgebaut.
Nun droht weiteres Ungemach: Andreas Kornath, Inhaber eines Lehrstuhls für anorganische Chemie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, warnt vor der Gefahr, dass sich bei einem Brand nicht nur Flusssäure, sondern auch das Giftgas Carbonylfluorid bilden könne – vergleichbar gefährlich wie das im 1. Weltkrieg verwendete Giftgas Phosgen. Die Hersteller von R1234yf beteuern hingegen, dass hier keine Gefahr drohe, da sich die Substanz sofort zersetze. Der Münchner Chemiker sieht dies anders, benennt eine Halbwertszeit von neun Minuten für den Zerfall der Substanz und bezeichnet R1234yf als „verdammt gefährlich“ (Quelle: Süddeutsche Zeitung). Weltweit sind bereits ca. 8 Mio. Fahrzeuge mit R1234yf unterwegs – von gefährlichen Vorfällen ist bislang nach Angaben von Honeywell allerdings nichts bekannt.
Und nun? Es ist sicher kaum zu erwarten, dass die Automobilhersteller, die Kältemittellieferanten und die EU aufgrund dieser Nachricht etwas am Status quo ändern werden. Es zeigt sich aber leider wieder einmal, dass man bei Kältemitteln eben nicht alles gleichzeitig haben kann: ungiftig, nicht brennbar, energieeffizient und gleichzeitig ein geringer Treibhauseffekt – das geht leider nicht. Man darf gespannt sein, was sich in diesem Zusammenhang 2016 weiter ergeben wird.
Ich wünsche Ihnen ein erfolgreiches, gesundes und glückliches Jahr 2016 – wir sehen uns bestimmt irgendwo in der Kältebranche.
Ihr Christoph Brauneis