Herzlichen Dank,
Frau Nahles!

Langjährig Versicherte mit 45 Beitrags­jah­ren sollen mit 63 Jahren ohne Abschläge in Altersrente gehen können. Dies gilt für Jahrgänge bis 1953, spätere Geburtsjahre bekommen sukzessive einige Monate draufgeschlagen. So hat der Bundestag mit den Stimmen der Großen Koalition entschieden.
Gelten normalerweise gewisse Übergangsregelungen, so trifft diese Rentenregel viele Betriebe umgehend, denn Arbeitnehmer, die die Kriterien erfüllen, können schon ab dem 1. Juli 2014 ihre Rente beantragen. So schön dies für den Einzelnen auch sein mag, für die deutsche Wirtschaft und natürlich auch für das Handwerk wird die Rentenreform teuer werden und unangenehme Folgen haben. Da gibt es einerseits den viel zitierten Fachkräftemangel, mit dem heute schon viele Betriebe zu kämpfen haben. Qualifizierte Mitarbeiter sind rar auf dem Markt und teuer – wenn verfügbar. Von vielen Firmenverantwortlichen hört man, dass Aufträge abgelehnt werden müssen, weil nicht genügend Personal zu finden ist. Hier entsteht dem einzelnen Betrieb und unserer ganzen Volkswirtschaft Schaden. Und schaut man auf die Mitarbeiter, die noch am Anfang ihres Berufslebens stehen, so sind selbst qualifizierte Azubis Mangelware – viele Ausbildungsplätze bleiben unbesetzt, vor allem in anspruchsvollen Berufen wie dem Kälteanlagenbauerhandwerk, wo eine gewisse handwerkliche und naturwissenschaftliche Begabung Voraussetzung ist. Wenn nun auch noch altgediente Mitarbeiter aufgrund der Rentenreform früher als geplant den Betrieb verlassen, dann verschärft dies die Situation noch mehr.

Aber es geht nicht nur um die bloße Anzahl der schwer zu ersetzenden Mitarbeiter, die den Betrieben unverhofft abhanden kommen – auch Know-how geht der Branche verloren, das dringend benötigt wird. Gerade ältere Kältefachleute haben ein über die Jahre erworbenes, unschätzbares Fachwissen. Ganz konkret besitzen sie auch noch die Sachkenntnis im Umgang mit natürlichen Kältemitteln. Die novellierte F-Gase-Verordnung (siehe S. 66) wird zu einer Renaissance dieser Kältemittel führen. Hier kann sich jeder Betrieb glücklich schätzen, der Mitarbeiter in der Belegschaft hat, die sich mit Ammoniak & Co. auskennen. Oder aber Ihr Betrieblich Verantwortlicher als ÜWG-Fachbetrieb geht unverhofft in Rente (siehe S. 82) – wussten Sie, dass Ihr Betrieb damit künftig umgehend seinen Status als Fachbetrieb nach Wasserhaushaltsgesetz verliert, wenn Sie nicht für Ersatz gesorgt haben?

In einer Kältefachzeitschrift will ich an dieser Stelle gar nicht über die immensen Kosten der Rentenreform lamentieren. Aber allein die Kosten und Probleme, die Handwerksbetrieben entstehen werden, genügen schon, dass mir die Hutschnur hochgeht. Herzlichen Dank Frau Nahles – die Wählerstimme des einzelnen, älteren Arbeitnehmers im Blick, haben Sie der ganzen Wirtschaft einen Bärendienst erwiesen …

… meint Ihr Christoph Brauneis

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 01/2024

Smartphone Nutzung als Steuersparmodell für Betrieb und Mitarbeiter

Vorteil für die Mitarbeiter ohne Nachteile für den Arbeitgeber

Die Nutzung von Smartphones ist heute weitgehend eine Selbstverständlichkeit – 98 % der jüngeren Menschen verfügen darüber. Allerdings gehen die Ansichten da­rüber, welches Smartphone...

mehr
Ausgabe 04/2018 Datev/Würth

Digitalisierung im Handwerk

Die Datev eG und die Adolf Würth GmbH & Co. KG haben eine Initiative für den elektronischen Rechnungsaustausch mit Handwerksbetrieben gestartet. Das erklärte Ziel der Kooperation ist, die...

mehr
Ausgabe 06/2014

Wie löst man Personalengpässe?

Interview mit Bernd Feinermann, Rasant Personal-Leasing

KKA: Herr Feinermann, der Fachkräftemangel trifft auch das Handwerk und wird durch die Rente mit 63 noch verschärft. Können Personal-Leasing-Unternehmen wie Ihr Unternehmen hier Unterstützung...

mehr
Ausgabe 03/2014

Verschärfte Anforderungen für Fachbetriebe

ÜWG-Mitgliederversammlung in Bonn

Im vergangenen Jahr feierte die ÜWG (Überwachungsgemeinschaft Kälte- und Klimatechnik e.V.) ihr 25-jähriges Bestehen. Das 26. Jahr wird jedoch mehr Änderungen mit sich bringen als die 25 Jahre...

mehr

Insolvenzen im NRW-Handwerk deutlich rückläufig

Die Zahl der Insolvenzen bei Handwerksbetrieben ist nach Angaben der Handwerkskammer Düsseldorf im Jahr 2011 deutlich zurückgegangen. 359 Betriebe an Rhein, Ruhr und Wupper mussten Insolvenz...

mehr