Neue Kälteanlagen
für den Cinedom

Wettlauf gegen die Zeit gewonnen

Am 01. Januar 2015 kommt das endgültige Aus für R22. Ab dann dürfen keine Eingriffe in den Kältekreis mehr vorgenommen werden – es sei denn, um das noch vorhandene Kältemittel abzusaugen. Sollte es dann zum Reparaturfall kommen, stehen viele Besitzer von mit R22 gefüllten Anlagen vor ernsten Problemen. Um einen möglichen Totalausfall zu verhindern, haben viele Betreiber schon die Umrüstung auf andere Kältemittel vorgenommen, bzw. sie planen es oder entscheiden sich für Neuanlagen. So auch die Constantin Kinoholding, die in Köln das Multiplexkino „Cinedom“ betreibt.

Der Cinedom ist mit 14 Kinosälen und einer Auslastung von bis zu 4500 Besuchern in Spitzenzeiten das größte Kino seiner Art in Köln. Nun haben die alten Kälteanlagen, seinerzeit noch mit Hubkolbenverdichtern und dem Kältemittel R22 ausgestattet, nach 20 Jahren Betriebsdauer ausgedient und sollen durch Neue ersetzt werden.

 

Kosten- und umweltbewusste Entscheidung

„Bei der Überlegung, die alten Anlagen nun endgültig auszutauschen, haben verschiedene Faktoren eine Rolle gespielt“, so Martin Ebert, Geschäftsführer des Cinedoms. „Zum einen wächst nach 20 Jahren Betriebsdauer das Risiko eines größeren Ausfalls, zum anderen ist es so, dass uns das baldige Verbot von R22 zu der Entscheidung geführt hat, jetzt die Umstellung vorzunehmen. Und natürlich“, fügt er an, „waren auch ökologische und betriebswirtschaftliche Gründe ausschlaggebend. Bei beständig steigenden Energie-, Wasser- und Rohstoffpreisen war für uns die Auswahl einer energieeffizienten Lösung von ausschlaggebender Wichtigkeit. Auch wir sehen uns ganz klar in der Pflicht nicht nur kosten-, sondern auch umweltbewusst zu handeln.“

Zur Berechnung der Kälteleistung, die von den neuen Maschinen gewünscht wird, konnte nur teilweise auf die Leistung der bisherigen Anlage Rückgriff genommen werden. Akribisch wurden sämtliche Kühlstellen im Gebäude aufgelistet, mit den Faktoren der inneren und äußeren Wärmelast abgeglichen und somit die Auslegung der neuen Kälteanlagen ermittelt. Wichtig war in diesem Zusammenhang trotz einer möglichst effizienten Lösung, die genau den Bedürfnissen des Objektes angepasst sein sollte, dennoch genügend Toleranz für mögliche Anstiege der Außentemperatur zu gewährleisten, können doch die Temperaturen in Köln an heißen Tagen auf nahezu 39 °C ansteigen.

 

Einsatz von Schraubenverdichtern

Nachdem die Anforderungen an die neuen Maschinen geklärt waren, stand nun noch die Frage des zu wählenden Systems im Raum. Sollte man auf die ölfreie und äußerst energieeffiziente Technik des „Turbocore“-Verdichters setzen oder auf die erprobten Schraubenverdichter zurückgreifen? Schließlich gab hier die Frage der Eisspeicher, die bereits seit Bestehen des Cinedoms genutzt werden und auf die man nicht verzichten wollte, den Ausschlag, sich für den Einsatz von Schraubenverdichtern zu entscheiden. „Für uns“, so Bernhard Meis, Geschäftsführer der CliTech Service GmbH, des mit der Installation der Neuanlage beauftragten Fachunternehmens, „war es weniger eine Frage des Systemvergleichs. Von entscheidender Wichtigkeit war vielmehr die Frage, für unseren Kunden eine optimale Lösung zu finden. Da sich das Prinzip der Eisspeicher im Cinedom seit vielen Jahren erfolgreich bewährt hat, ging es darum, eine Technik zu wählen, die dieses System weiterhin unterstützt.“

 

Jahrzehntelange Erfahrung

Nachdem man sich für das System des Schraubenverdichters entschieden hatte, wurde in enger Zusammenarbeit mit der Firma Trane (www.trane.com), die auch die seit Bestehen des Multiplexkinos arbeitende Anlage, damals noch mit Hubkolbenverdichtern, geliefert hatte, die genaue Auslegung berechnet. „Was uns auszeichnet“, erläutert Sigurd Schiller, Verkaufsleiter bei Trane Deutschland GmbH, „ist nicht nur, dass wir über ein sehr gutes und enges Vertriebsnetz mit gut geschulten Fachleuten, sondern auch unsere jahrzehntelange Erfahrung verfügen. Trane ist seit den 60er Jahren auf dem europäischen Markt. Wir bauen seit über 20 Jahren Schraubenverdichter und haben die­se Technologie konsequent weiterentwickelt, so dass wir Eurovent-zertifizierte Produkte der Energieklasse A produzieren können. Zudem kann der Kunde, wenn ein eigenes Serviceteam nicht verfügbar ist, auf unseren Support zurückgreifen.“

Entscheidend, wieder ein Fabrikat des gleichen Herstellers zu wählen, war auch die hohe Betriebssicherheit. Weltweit sind über 150 000 Schraubenverdichter der Firma Trane im Einsatz, mit einer Laufzeit von rund 100 000 Betriebsstunden und einer Ausfallquote, die bei verschwindend geringen 0,3 % liegt. „Für unser sensibles System hat Betriebssicherheit oberste Priorität“, erklärt Jürgen Heeg, Leiter der Haustechnik des Cinedoms. „Natürlich ist uns auch am Komfort und einem stabilen Wohlfühlklima für unsere Besucher gelegen – das ist heutzutage einfach ein Muss – aber in erster Linie müssen wir die Bildwerferebenen kühlen. Steigen hier die Temperaturen über 28 °C, laufen unsere Projektoren Gefahr auszusteigen. Unmöglich für ein Kino der Oberklasse.“

 

Wettlauf gegen die Zeit

Und so begann ein spannender Wettlauf gegen die Zeit und die steigenden Temperaturen. Während der Rest der Republik sich schon am Frühlingswetter erfreute, schauten die Kinobetreiber und das Team um Bernhard Meis mit immer besorgteren Mienen auf die steigende Quecksilbersäule. Würden die Vorräte im Eisspeicher reichen, bis die neuen Maschinen liefen? Denn schon waren die alten Anlagen demontiert worden.

Die Anlieferung der Rückkühler, die allesamt auf dem Gebäudedach platziert wurden, stellte zunächst keine größere Herausforderung für das Team der CliTech Service GmbH dar. Der frühzeitig georderte Autokran konnte die vier Rückkühler problemlos auf das Gebäudedach heben.

Eine Herausforderung der ganz anderen Art stellte die Anlieferung und Aufstellung der neuen Kältemaschinen dar. Zwar konnte der Lkw sie bis zur Warenrampe in der ersten Tiefgaragenebene bringen und dort abladen, aber bis hinauf in die zweite Ebene, wo sie in der Kältezentrale ihr neues Zuhause finden sollten, war es ein weiter Weg. „Das war richtig knifflig“, erzählt Bernhard Meis. „Eine Maschine allein, das ist schon ein ziemlicher Koloss. Sie wiegt rund 4 t und ist mit allen Aufbauten fast 2 m hoch. Da hatten wir bis zur Decke gerade mal 10 bis 15 cm Zwischenraum.“ Auf die Frage, wie man es dann gemacht hätte, die Maschinen von der unteren auf die obere Ebene zu schaffen, lacht er: „Na, ganz vorsichtig.“ Dann winkt er ab und wird ernst: „Die Maschinen wurden auf speziellen Schwerlastrollen platziert und dann mit Seilwinden und einem starken Geländewagen nach oben gezogen – eben ganz vorsichtig.“ Wieder lacht er und fährt fort, „jetzt, wo sie an Ort und Stelle sind, da sieht das im Nachgang ganz einfach aus. Aber um so ein Problem zu lösen, da braucht es ein wirklich eingespieltes Team, wo sich jeder auf jeden verlassen kann. Da haben alle sprichwörtlich an einem Strang gezogen.“

Trotzdem blieb dem Team der CliTech Service GmbH keine Zeit zum Durchatmen. Noch mussten über 400 Meter GF und etliche Meter Stahlrohr verlegt werden und während draußen die Frühlingssonne auf Köln herab schien, wurde die Frage „Wann werden sie fertig?“ immer drängender. Nahezu im Akkord arbeitete das Team der CliTech Service GmbH, um dieser Mammut­aufgabe gerecht zu werden und Meter für Meter wuchs die Verbindung zwischen den Kältemaschinen in der Tiefgarage und den Rückkühlern auf dem Dach, bis es endlich hieß: „Fertig, alle Rohre verlegt, verklebt, geschweißt!“

Doch auch dies war nur ein weiterer Teilschritt auf dem Weg zu neuer Kälte. Noch musste die Anlage auf Dichtigkeit geprüft und mit zahllosen Litern Wasser-Glykol-Gemisch gefüllt werden, bis die Servicetechniker von Trane ausrücken konnten, um die Anlage endgültig in Betrieb zu nehmen. Nach über 600 Arbeitsstunden, von denen etliche auf die Überstundenkonten geschrieben werden mussten, hieß es endlich „Anlage mängelfrei und betriebsfertig übergeben – der Sommer kann kommen!“ Und die Betreiber des Cinedoms blicken hoffnungsvoll auf die nächsten 20 Jahre überwiegend störungsfreier Lebenszeit ihrer neuen Kältemaschinen – es sei denn, der Gesetzgeber wird auch das neue jetzt eingesetzte Kältemittel vom Markt nehmen.

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