Toyota Proace Max

Neuer Diesel- und E-Transporter im Redaktionstest

Auf der IAA Transportation in Hannover Mitte September 2024 hatte der neue große Transporter Toyota Proace Max seine Weltpremiere. Es gibt ihn in zahlreichen Karosserieformen: als Kastenwagen, Pritsche, Doppelkabine, mit Kipper und als Fahrgestell. Schon im September wurden erste Kastenwagen ausgeliefert. Zusätzlich zu diesem Format wird der Proace Max künftig (wohl ab Q1/2025) ab Werk auch als Einseiten- und Dreiseitenkipper erhältlich sein. Bereits bestellbar sind Pritschenwagen in zwei Fahrzeuglängen. Sowohl die Kastenwagen als auch die Pritschenwagen gibt es als Einzel- und als ­Doppelkabine: Mit einer zweiten Reihe mit vier Sitzplätzen erhöht sich die Sitzplatzkapazität der Doppelkabine auf insgesamt sieben.

Als Kastenwagen gibt es den Proace in sechs verschiedenen Konfigurationen: zwei Radstände (3.450 und 4.035 mm), drei Längen (5.413, 5.998 und 6.363 mm) und drei Höhen (2.254, 2.524 und 2.764 mm). Das Laderaumvolumen beträgt 10 bis 17 m3; damit ist genügend Platz für bis zu fünf Europaletten vorhanden. Als Vergleich: Der Proace Max L4H3 bietet rund dreimal so viel Laderaumvolumen wie das mittelgroße Toyota-Modell Proace, welches als L2-Variante 6,6 m3 fasst.

Das zulässige Gesamtgewicht beträgt je nach Fahrzeugkonfiguration zwischen 3.300 und 3.500 kg für die Dieselmodelle und zwischen 3.500 und 4.250 kg für die batterieelektrischen Varianten. Der elektrische Proace Max ist mit einer Nutzlast von bis zu 1,5 t und einer Anhängelast von 2.400 kg nach Toyota-Angaben der Beste in seiner Klasse. Mit Dieselantrieb beträgt die maximale Nutzlast ebenfalls bis zu 1,5 t und die Anhängelast bis zu 3.000 kg, abhängig von der gewählten Variante.

Im Test war der Proace Max rein batterieelektrisch in Anthrazit als L4H3 und in Weiß als L3H2 mit dem 180-PS-Dieselmotor. Beide hatten die Ausstattungsvarianten Comfort, einen digitalen Rückspiegel und eine Heckkamera. Die Hecktüren öffnen sich mit Lösen der Arretierung bis zu 270°. Im kleineren weißen Proace Max war an beiden Laderaumtüren jeweils an einer Seite ein Griff befestigt. Die Laderaumkante von je nach Ausstattung und Beladung zwischen 54 und 60 cm hat keine Trittstufe – dann können solche Griffe sowohl beim Ein- als auch Aussteigen in bzw. aus dem Laderaum durchaus hilfreich sein. Sie sind sehr stabil, haben einen haptisch angenehmen, robust wirkenden Kunststoffüberzug und dürften Sonderausstattung sein, denn im testgefahrenen Max Electric waren keine Griffe im Laderaum angebracht. Diese bei Bedarf mitzubestellen, macht aus der Erfahrung des Testfahrers durchaus Sinn!

Zum Fahrerlebnis

Das Fahrerlebnis von Diesel- und E-Variante war tatsächlich unterschiedlich. Der weiße Testdiesel in L3H2 hatte muntere 180 PS mit Automatikgetriebe, die das leere Fahrzeug kräftig beschleunigten. Der Diesel Max kam angenehm leise rüber. Seine Automatik schaltete, ohne zu ruckeln, er ließ sich gut und leicht lenken sowie durch Kurven sicher steuern. Zahlreiche Assistenzsysteme stehen zur Verfügung, viele auch schon serienmäßig. Der Spurhalteassistent war gut zu spüren und mit Betätigen des Blinkers leicht zu überwinden, etwa beim Spurwechseln.

410 Nm liegen als Kraft beim Proace Max Electric an und damit hat er nicht nur Power beim Start, sondern auch gute Reserven für Zwischensprints, etwa beim Überholen. Bei 130 km/h ist er abgeregelt. Bis zu 420 km soll seine Reichweite betragen – die WLTP-Homologation liegt noch nicht vor. Er kann mit bis zu 150 kW per DC geladen werden.

Um auch beim Bremsen sparen zu können, gibt es vier verschiedene Rekuperationsstufen zu den drei möglichen Fahrmodi Eco, Normal und Power. Bei der Rekuperation wird über das Bremssystem Energie zurückgewonnen, etwa wenn bergab gefahren wird, und der so gewonnene Strom fließt in die Batterie zurück.

Auch durch die Kooperation mit Stellantis ist für viele Aufbau-, Ausbau- und Einbauunternehmen die Karosserie bekannt und die Lösungen dürften für die Geschwister von Citroen Jumper, über Fiat Ducato, Opel Movano bis Peugeot Boxer auch in den Toyota Proace Max passen. So ist das verfügbare Angebot bereits zum Toyota Marktstart groß.

Etwa 90 % der in Europa verkauften großen Transporter sind umgebaut oder mit Zubehör ausgerüstet, so Toyota. Und weiter heißt es: Dies kann von einfachen Firmenlackierungen, Innenverkleidungen und Kühlsystemen bis hin zu kompletten Um- und Aufbauten an der Karosserie reichen, die den spezifischen Anforderungen des jeweiligen Unternehmens entsprechen. Toyota trägt dieser Nachfrage Rechnung, indem es umfassende Umbaumöglichkeiten und ein breites Angebot an Original-Zubehör mit voller Herstellergarantie anbietet.

15 Jahre Toyota Relax Garantie

Toyota sei stolz auf die Qualität und Zuverlässigkeit seiner Fahrzeuge, heißt es auf der Webseite (www.toyota.de/neuwagen/proace) zum Proace Max und weiter: „Daher geben wir dir für jeden neuen und gebrauchten Toyota nach Ablauf der dreijährigen Herstellergarantie eine Anschlussgarantie von zwölf Monaten / 15.000 km nach jedem Servicetermin. Für bis zu 15 Jahre (ab Erstzulassung) oder 250.000 km – je nachdem, was zuerst eintritt.“ Das gilt, wenn die vorgesehenen Services regelmäßig und ohne Unterbrechung bei Toyota durchgeführt werden.

Der Proace Max Kastenwagen mit Elektroantrieb wird im Stellantis-Werk in Gliwice (Polen) gebaut, die Dieselversionen und die anderen elektrischen Varianten werden in Atessa (Italien) produziert. Der kleinste Max Duty L2H1 mit 120 PS Diesel und 6-Gang-Schaltgetriebe als Kastenwagen kostet ab 34.850 Euro zzgl. MwSt.

Obwohl im Stellantis-Angebot für die mittleren und großen Transporter auch Wasserstoffvarianten zur Verfügung stehen, verzichtet Toyota vorerst darauf, diese nachhaltige Antriebsform mit schnellen Ladezeiten seinen Kunden anzubieten. Ein Statement dazu war weder bei der Fahrvorstellung in den Niederlanden noch auf der Messe in Hannover zu bekommen. Der dortige Messestand war sichtbar zweigeteilt: einmal für die Transporter, ein zweiter Bereich war gezielt auf Wasserstoff ausgerichtet.

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